Die jüngste Tochter wurde rot wie ein gesottener Krebs. Sie fand Tag und Nacht keine Ruhe. Es lag ihr schwer auf der Seele, dass der Jüngling, wenn er zurückkäme, seinen Tod finden könnte. Früh am Morgen, als die Mutter und die Schwestern noch im Schlummer lagen, verließ sie heimlich das Haus, um in der Taueskühle aufzuatmen. Zum Glück hatte sie als Kind von der Alten die Vogelsprache gelernt und das kam ihr jetzt zugute. In der Nähe saß, auf den Wipfeln einer Fichte, ein Rabe.
Das Mädchen rief: »Lieber Göttervogel, Klügster des Vogelge-schlechts, willst du mir zu Hilfe kommen?«
»Was für Hilfe begehrst du?« fragte der Rabe.
Das Mädchen erwiderte: »Flieg aus dem Walde heraus übers Land, bis du in eine prächtige Stadt mit einem Königssitz kommst. Suche dort den Königssohn und sage ihm, was für ein Unglück mir widerfahren ist.« Darauf erzählte sie dem Raben die ganze Geschichte, auch von der Drohung der Mutter. Und sie sprach die Bitte aus, dass der Jüngling nicht zurückkommen möchte.
Der Rabe versprach, den Auftrag auszurichten, wenn er jemand fände, der seiner Sprache kundig wäre, und flog sogleich davon.
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